Die erste Version per Hand schreiben

Als so halb gar nicht Plotterin und doch schon die ganze Geschichte im Kopf habende Autorin läuft es beim Schreiben oft folgendermaßen in meinem Kopf ab: Ich weiß, dass etwas in einer Szene passieren muss, und ich habe auch schon eine grobe Idee, wie, nur gefällt mir der erste Entwurf beim zweiten Blick nie. Ich muss also während der Überarbeitung sehr viel umschreiben, was ich am Bildschirm wirklich sehr ungern mache. Das ist jetzt so eine Eigenart von mir: Ich möchte gerne das, was ich schon im Dokument habe, nicht mehr viel inhaltlich verändern. Wenn dir das auch so geht, dann brauchst du ein Gedankenkotzebuch!

Ich habe schon immer vorgeschrieben

Es mag den ein oder anderen schockieren: Ich komme aus einer Zeit, in der man nicht ständig ein Endgerät zur Verfügung hatte, in das man schnell ein paar Gedanken, Sätze oder ganze Kapitel eintippen konnte. Auch die Notizfunktionen auf Handys waren eher begrenzt und meist gab es keine Funktion, um es auf ein anderes Gerät zu übertragen.

Jetzt bitte einmal alle Lehrer den Absatz überspringen. Ich habe in der Schule immer ein Blatt, meist in A5, neben meinen anderen Sachen auf dem Tisch gehabt, auf das ich meine Geschichten geschrieben habe. Ja, auch während des Unterrichts (aber ich habe mich trotzdem beteiligt, damals war ich noch besser im Multitasking).

Später habe ich dann in der S-Bahn auf dem Arbeitsweg geschrieben und damit pro Woche etwa ein Kapitel meiner damaligen Fanfiktion geschafft. Auch mehrere NaNoWriMos habe ich per Hand geschrieben.

Auch als ich meine Zeit mit meinen drei Schreibvormittagen bekam, schrieb ich den ersten Entwurf noch mit der Hand.

Mit dem Per-Hand-Schreiben aufhören – ganz dumme Idee

Nachdem ich Racing Girl Undercover noch per Hand vorgeschrieben hatte, hörte ich danach damit auf. Mein Gedanke dahinter war, dass ich schneller sein würde, wenn ich diesen Schritt auslasse. Denn sind wir ehrlich: Abtippen braucht Zeit. Und genau diese Zeit wollte ich mir sparen. Schließlich hatte ich ja jetzt drei Vormittage, an denen ich mich ganz auf das Schreiben konzentrieren konnte. Mehrere Stunden am Stück und ich musste nicht mehr so zerstückelt arbeiten.

Leider kam schnell die Ernüchterung. Ihr müsst wissen, von dem, was ich per Hand schreibe, kommt kaum ein Satz auch so in das Worddokument. Ich hatte also genau dieses „Chaos“ jetzt nur als Datei und musste doch wieder fast jeden Satz umschreiben. Trotzdem hielt ich erst einmal daran fest. Bis August diesen Jahres.

Kapitelweise geht es voran

Ich hatte ein paar Stunden Wartezeit, die ich überbrücken musste. Sicher hätte ich auch am Handy tippen können. Aber ich kaufte mir ein Notizbuch und setzte mich auf eine Bank und fing an, ein Kapitel von meinem Projekt Zwischenwelten weiterzuschreiben. Das tippte ich zuhause ab. Am Abend schrieb ich wieder ein Kapitel vor und ihr könnt es euch denken, ich tippte es wieder am nächsten Tag ab.

Dabei bin ich bis jetzt geblieben. Ich schreibe nicht mehr den gesamten Text, bevor ich es in mein Schreibprogramm übertrage, sondern nur ein Kapitel. Die Überwindung nur ein Kapitel abzuschreiben, ist viel kleiner als über hundert Seiten.

Mehr für Pantser aber auch für Plotter

Diese Methode ist sicher mehr für Pantser geeignet, die etwas mehr Struktur in die Geschichte bringen wollen. Ihr schreibt schließlich mit einem Text weiter, der schon einmal zumindest vom Inhalt überarbeitet wurde.

Mir gefällt es im Moment erst einmal etwas auszuprobieren, eine Nacht darüber zu schlafen und dann zu schauen, ob ich überhaupt noch zufrieden mit dem Kapitel bin. Deswegen nenne ich es auch Gedankenauskotzbuch. Ich schreibe erst einmal alles, wie es mir in den Sinn kommt. Hauptsache erst einmal raus aus meinem Kopf. Der Rest kommt dann später.

Wie gut es am Ende wirklich funktioniert, kann ich euch sagen, wenn ich mich an die Überarbeitung von Zwischenwelten setze, sobald Band 1 fertig ist.

Foto von Aaron Burden auf Unsplash