Selfpublishing ist kein Plan B

Selfpublishing ist für die Leute, die keinen Verlag gefunden haben. Das ist eine Aussage, die immer wieder in der Buchbubble auftaucht. Und das nicht erst seit es Social Media gibt, sondern mindestens seit ich 2007 meine ersten Schritte in der Welt der Autoren gemacht habe.

Ja, Selfpublishing kann eine Alternative sein, wenn man keinen Verlag gefunden hat. Sehr oft ist es aber eine sehr bewusste Entscheidung und die Autoren haben ihre Manuskripte nie einem Verlag angeboten.

Selfpublishing bringt Abwechslung

Verlage sind Wirtschaftsunternehmen und suchen natürlich nach Skripten, die eine hohe Leserschaft haben und von denen sie ausgehen können, dass sie damit Gewinne einfahren. Dabei orientieren sie sich an Trends. Nur: Was ist, wenn man ein Buch geschrieben hat, das gerade so gar nicht in einen Trend reinpasst? Oder für die Leser, die sich von diesen Trends gerade überhaupt nicht angesprochen fühlen?

Da bringt Selfpublishing Abwechslung. Denn da kann man auch Genres und Themen bedienen, die man nicht auf den Büchertischen der großen Buchhandlungen findet. Selfpublishing gibt uns Schreibenden die Freiheit Projekte umzusetzen, die sonst nur in der Schublade verschwinden würden. Wir können unsere Geschichten erzählen und auch Repräsentation für Themen schaffen, die sonst vergessen werden.

Die Realität, wenn man sich für das Selfpublishing entscheidet

Selfpublishing lockt damit, dass man die Kontrolle über sein Werk behält, meist auch mehr Marge bekommt und keine ewigen Wartezeiten hat, ob das Skript nun von einem Verlag angenommen wird oder nicht. Der Weg scheint einfach zu sein, aber das Gegenteil ist der Fall.

Selfpublishing kostet Geld und Zeit. Wieviel ihr finanziell in euer Buch steckt, kann sehr unterschiedlich sein und hängt von euren Reserven ab. Die Veröffentlichung selbst über KDP von Amazon, Tolino und andere Anbieter ist E-Book-Veröffentlichungmeist kostenlos, sofern ihr denn eine reineebook Veröffentlichung anstrebt. Aber euer Buch braucht ein Cover. Entweder ihr seid selbst fit mit Grafikprogrammen oder ihr müsst euch ein Cover kaufen. Das Gleiche gilt für ein Lektorat und Korrektorat, sowie die Gestaltung des Buchblocks.

Ich möchte an dieser Stelle auch keine Diskussion darüber anfangen, ob man ein Lektorat machen muss oder nicht. Man muss erst einmal gar nicht und Lektorate sind teuer. Macht, was ihr für euer Buch tun könnt, um das Bestez. B. herauszuholen, aber bitte verschuldet euch nicht und bringt euch am Ende in Schwierigkeiten. Rechnet nicht damit, dass ihr die Ausgaben auch wieder reinholt. Zumindest nicht mit dem ersten Buch. Sucht nach Testlesern, vielleicht ist ein Manuskriptgutachten eine Möglichkeit oder auch ein Teillektorat von z.B. 2–Charakter,3 Kapiteln, um einen Eindruck zu bekommen, woran ihr noch arbeiten müsst.

Und wenn ihr das fertige Buch erst einmal in den Händen haltet, dann geht die Arbeit erst recht los. Denn dann kommt das Marketing. Euer Buch braucht Sichtbarkeit und wird ohne euer Zutun auch nicht in der Buchhandlung ausliegen. Darum müsst ihr euch kümmern. Wie ihr das macht, hängt von eurem Charakter aber auch von eurem Genre ab. Bei Kinderbüchern müsst ihr zum Beispiel darüber nachdenken, wie ihr die Eltern damit erreicht und sie von eurem Buch überzeugt.

Warum es für mich kein Plan B war

Selfpublishing ist Arbeit und das ständig. Ja, und jetzt muss auch wieder der übliche Satz kommen: Selbstständig ist man selbst und ständig. Und man muss das auch lieben.

Ich habe mich bewusst für das Selfpublishing entschieden, weil ich das schreiben möchte, was ich im Kopf habe, und nicht hoffen will, dass eben diese Art von Geschichten irgendwann ein Trend wird. Meine Space-Opera als Episodenserie erinnert vom Aufbau an die Heftromane und das wollte ich so. Ich möchte die Freiheit haben, meine Bücher selbst zu gestalten, und ich lerne mit jedem neuen Projekt dazu.

Aber ich muss auch alles organisieren, planen, wie ich meine Deadlines mit meiner Lektorin einhalten kann, mich rechtzeitig um Cover und Klappentexte kümmern. Meine To-do-Liste ist immer lang und aufhören tut sie nie.

Trotzdem liebe ich das, was ich tue.

Selfpublishing ist viel Aufwand und wenn man sieht, was man alles tun muss, kann einen das regelrecht erschlagen. Denn das ist oft auch das Hauptargument dagegen: der Aufwand, den man irgendwie stemmen muss. Besonders zeitlich. Es ist die gesamte Zeit ein Druck, den man spürt, und man muss sich gut überlegen, ob es einem nicht am Ende die Freude am Schreiben nimmt.

Denn das ist der wichtigste Punkt: Macht das, womit ihr euch gut fühlt. Was euch Freude macht.

Foto von Jonas Jacobsson auf Unsplash