Plotten, Pantsen oder Plantsen?

Plotten, Pantsen und Plantsen? Wenn diese Worte in der Autorenbubble fallen, dann wird sich gerne mal darüber gestritten, welches denn die beste und/oder richtige Methode ist, ein Buch zu schreiben. Ich stelle euch heute den Unterschied vor und ziehe am Ende mein persönliches Fazit, das ich in meinen 24 Jahren des aktiven Schreibens gezogen habe.

Plotten – alles nach Plan

„Plotten“ kommt vom englischen „to plot“ = planen. Wie aufwendig dies passiert, ist sehr unterschiedlich. Von einer vollständigen Zusammenfassung der Geschichte im Fließtext, einer Auflistung und Ausarbeitung der Kapitel bis hin zur genauen Planung von jedem Handgriff, den die Figuren machen.

Der Vorteil: Es gibt wenig Überraschungen. Je genauer ihr plant, desto besser könnt ihr am Ende die Geschichte ausformulieren. Im Idealfall dauert dann auch die Überarbeitung nicht lange und ihr müsst keine großen Löcher in der Geschichte stopfen oder ganze Passagen umschreiben.

Der Nachteil: Es dauert, bis ihr wirklich zum Schreiben kommt. Ihr leistet sehr viel Arbeit im Vorfeld und es kann passieren, dass ihr Dinge recherchiert, die ihr dann doch nicht so genau oder gar nicht braucht.

Pantser – einfach mal schauen

Das komplette Gegenteil des Plottens ist das Pantsen. Der Ausdruck kommt ebenfalls aus dem Englischen: fly by the seat of one’s pants = sich auf den Hosenboden setzen und loslegen. Und ja, das musste ich auch googeln, weil ich den Begriff bisher einfach so mitgenommen habe. 😉

Ihr habt also eine Szene im Kopf und schaut, was daraus wird. Ich kann mich noch an einen Beitrag in einem Autorenforum erinnern, in dem jemand schrieb: „Als meine Figur die Treppe herunterkam, wusste sie noch nicht, dass sie besser im Bett geblieben wäre.“ Die Figur war wohl in der Ausgangsszene nicht einmal dabei gewesen und wurde zur Protagonistin.

Der Vorteil: Ihr kommt schnell zum Schreiben und könnt die Euphorie, die viele am Anfang eines neuen Projektes haben, als Schwung mitnehmen. Außerdem kann es sehr spannend sein, wenn man das Ende selbst noch nicht kennt.

Der Nachteil: Ihr werdet wahrscheinlich hin und wieder an einen Punkt kommen, an dem ihr nicht weiter wisst. Oder ihr merkt, dass etwas, was ihr bereits geschrieben habt, vielleicht doch der falsche Weg war. Tendenziell werdet ihr länger an der Überarbeitung sitzen.

Plantser – irgendwo zwischen Planen und Entdecken

Das ist die Kategorie, in der ich mich sehe. Ich habe bereits hier einen Artikel über meine „Leuchtturmmethode“ geschrieben. Beim Plantsen habt ihr einige Teile der Geschichte geplant, aber es fehlen euch vielleicht die Verbindungsstücke. So wie ich es in der Autorenbubble mitbekomme und auch aus eigener Erfahrung sagen kann, ist dies meist der Mittelteil. Oder Übergangsszenen, in denen jetzt keine gravierenden Fortschritte oder Enthüllungen kommen, die aber wichtig sind, damit die Geschichte in sich flüssig ist.

Vor- und Nachteile? Im Grunde das, was wir schon beim Plotten und Pantsen hatten. Alles zusammen, aber alles kein Muss.

Was ist denn jetzt die beste Methode?

Kurze Antwort: Alle.

Lange Antwort: Wenn die Methode zu euch passt.

Auch die Vor- und Nachteile müssen nicht auf euch zutreffen. Nachteile müssen auch keine Nachteile sein. Es hängt davon ab, wie eure Einstellung dazu ist. Für mich ist es ein Graus, wenn ich erst alles genau planen müsste. Ich möchte losschreiben, wenn ich ausreichend Szenen im Kopf habe, die mir als Grundgerüst reichen. Der Rest muss sich dann eben daraus ergeben.

Ich kann euch nur als Tipp geben: Probiert euch aus. Nur weilwie alle um euch herum plotten wie die Weltmeister, heißt das nicht, dass es für euch auch funktioniert. Oder solltet ihr nur Leute um euch haben, die wie wild schreiben und gar nichts planen, dann müsst ihr damit nicht zurechtkommen.

Die beste Methode ist die, mit der ihr glücklich seid. Das kann sich auch mit der Zeit ändern. Und am Ende werden die Leser nicht merken, wie ihr das Buch geschrieben habt. Sie wollen eine Geschichte, die sie mitreißt.

Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash