Schreib dein Buch
„Ich möchte ein Buch schreiben, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
„Ich will mein erstes Buch schreiben, aber es macht mir auch Angst.“
Das sind Sätze, die ich öfter auf Threads, früher auf Twitter und auch früher in Foren gelesen habe. Und ich möchte helfen, das zu ändern. Dafür werde ich ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.
Meine eigenen Anfänge
Als ich mein erstes Buch schreiben wollte, war ich vierzehn und habe einfach angefangen. Sicher kann man mir jetzt etwas (oder auch etwas mehr) Naivität vorwerfen, die ich durch mein damaliges Alter hatte, aber rückblickend bin ich froh darüber, dass es nicht anders passiert ist. Mein Gedanke war: Runterschreiben, noch mal durchlesen und dann zu einem Verlag schicken. Long Story Short – Ich habe das Buch zwar beendet, aber nie an einen Verlag geschickt. Auch mein zweites Buch nicht, das dann im Fantasy Bereich war. Und es folgten einige andere Texte mehr, die niemals jemand außer mir und meinen Eltern zu Gesicht bekommen hat.
Jetzt erst recht!
So richtig ernst genommen wurde mein Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen, nicht. Im Gegenteil, es wurde verlacht und als unerreichbare Träumerei abgetan. Zum Glück kann ich ein echter Dickkopf sein und habe mir gedacht: Jetzt erst recht!
Es war nicht das erste Mal, dass mir gesagt wurde, dass ich etwas nicht könne (und die Schule ja wichtiger sei), und da habe ich meist auch aufgegeben. Beim Schreiben sah es anders aus. Ich schrieb eine Zeit nur für mich und dann entdeckte ich das Internet.
Erste Rückmeldungen von Fremden
Foren waren damals noch weiter verbreitet als heute bzw. noch aktiver besucht, und ich meldete mich bei Animexx und FanFiction an. Dort bekam ich wenige, aber positive Rückmeldungen, die mir Rückenwind gaben. Den richtigen Boost gab mir viele Jahre später meine DragonBallZ-FanFiction. Ich darf mal kurz angeben, ja? Es gab einen Kommentar, in dem stand, dass ich Vegeta absolut glaubhaft geschrieben habe und meine OC so eingewoben habe, dass sie aus dem Universum stammen könnte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits zehn Jahre aktiv geschrieben.
Schreiben lernt man, indem man es tut
Es gibt viele Ratschläge, wie man ein besserer Autor/eine bessere Autorin wird. Sicher kann man Schreibratgeber lesen, Podcasts dazu hören, und viel lesen hilft sicher auch. Aber ich bin der Meinung, um deinen Stil zu finden, deine Schreibstimme, gibt es nur einen Weg: Schreiben. Viel zu schreiben und euch immer wieder auszuprobieren.
Stellt euch die ganzen Hilfen wie ein riesiges Buffet vor. Testet, was zu euch passt, und nehmt anschließend von dem mehr, was sich für euch gut anfühlt.
Mein Ratschlag – sicher nicht für jeden geeignet, aber vielleicht für dich
Schreib. Fang einfach an. Schreib einen Absatz, eine Szene, ein Kapitel – was auch immer du im Kopf hast, und wenn du Spaß daran hast, dann mach weiter. Klopf dir selber auf die Schulter und sag dir, dass du das gut gemacht hast. So gut, wie du es zu dem Zeitpunkt kannst. Du wirst merken, ob du jemand bist, der einen Plot vorher komplett ausarbeiten muss, oder ob du, wie ich auch, nur grobe Szenen im Kopf hast (meine Leuchtturm-Methode) und dann einfach mal schaust, was auf dem Weg passiert.
Du wirst merken, ob du Charakterbögen brauchst, ob die deinem Gefühl vertrauen und die Recherche auf dann verlegen kannst, wenn du zu dem Punkt kommst, oder ob du alles vorher wissen musst. Beine Varianten sind richtig, ebenso wie alles dazwischen.
Akzeptiere, dass deine Texte am Anfang holprig sein werden. Du lernst es noch. Ein Kind, das laufen lernt, fällt hin, und was tut es dann? Genau: Es steht wieder auf.
Verabschiede dich von dem Gedanken, eine perfekte erste Version zu schreiben. Alles, was nicht passt, kannst du später überarbeiten. Generell: Vergiss die Perfektion, die bringt dich eher ins Burn-out als an dein Ziel.
Kurzer Realitätscheck
Ich schreibe jetzt seit 24 Jahren und meine Rohfassungen darf niemals jemand sehen. Niemals. Es gibt sicher etliche, die bei meiner Art zu schreiben die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich schreibe manchmal Rohfassung zwei- bis dreimal, bevor ich es fühle. Ja, FÜHLEN. Ich bin keine Plotterin. Ich bin eine Gefühlsschreiberin. Ich muss die Figuren und die Welt erst einmal kennenlernen, und manchmal hat mich die Idee mehr begeistert als die Umsetzung. Es fliegen auch mal ganze Ideen nach mehreren Rohfassungen in die Tonne und werden Jahre später recycelt.
Ich habe hier eine Romantasy-Trilogie geplottet vorliegen. Nach vier Anläufen habe ich sie in der Form begraben. Aber es gibt da eine Möglichkeit, sie wieder hervorzuholen. Vielleicht, irgendwann. Wenn sie mich packt und die Idee genug gereift ist.
Und jetzt fang an!
Schreibe für dich. Schreibe deine Geschichte. Wichtig ist, dass sie dir gefällt und du hinter ihr stehst. Und wenn die erste Version schrecklich wird? Na und – es wird deswegen niemand verletzt und stirbt. Vielleicht merkst du auch nach zwei Kapiteln, dass es dir überhaupt keinen Spaß macht und du hast keine Lust mehr, dann ist das auch vollkommen in Ordnung. Aber es könnte auch sein, dass es wie bei mir wird und es lässt dich nie wieder los.
Du musst auch nicht schreiben, um etwas zu veröffentlichen. Du kannst nur für dich schreiben, auch das ist alles super, solange es für dich passt.
Und eine ganz wichtige Sache: Wenn du nur Bücher schreiben willst, weil es dir um schnelles Geld geht – lass es. Dann sind Aktien sicher die bessere Variante.
Wie siehst du das?
Foto von Aaron Burden auf Unsplash